Gabriele Fontana Kammersängerin und Prof.an der Musikuni Wien

Gabriele Fontana

An Silvia

Interview mit Frau KS Gabriele Fontana, Univ.Prof. an der Musikuni Wien am 17.März im Cafe Griensteidl

Liebe Gabi, du bist nicht nur Univ. Professorin an der Musikuni Wien, wo du eine Klasse für Lied und Oratorium hast, sondern du bist auch Kammersängerin.

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Meine Familie ist aus dem theatralischen Bereich, meine Mutter war Schauspielerin am Burgtheater und heiratete meinen Vater, welcher Musiker war, Dirigent, Komponist und auch ein wunderbarer Pianist. Ich bin in einer Theaterfamilie aufgewachsen. Mit 5 Jahren war ich in einer Zauberflöten-Aufführung in Salzburg, die mein Vater dirigierte und in der Pause hab ich zu meiner Mutter gesagt: und irgendwann sing ich die Pamina. Die Pamina war dann meine Debut-Partie in Frankfurt.

Ich wollte immer nur singen und habe meine ganze Jugend bei Theater- und Opernaufführungen verbracht.

Gabi wie ich daraus erkennen kann, bist du nicht nur Sängerin… du bist Künstlerin

Danke so haben mich viele bezeichnet. Durch eine Schauspielausbildung konnte ich dann in der Oper beides gebrauchen, Gesangs- und Theaterausbildung.

Du wirst jedem Jugendlichen, der den Drang zum Gesang verspürt sagen: ja mach weiter?

 Ja sicher, aber du musst dafür brennen. Auch Christa Ludwig hat mir vor Jahren gesagt : Du musst dafür brennen. Das war für mich kein Thema. Ich habe nie über einen anderen Beruf überhaupt nachgedacht. Ich hatte keinen Plan B, aber ich wusste, dass ich nie verhungern würde, auch ohne zu singen. Mir wäre es ohne singen egal, was ich machen würde. Man muss es wirklich wollen. Man muss wissen, dass man viele Opfer bringen muss, die einem zuerst gar nicht als Opfer vorkommen. Man muss wollen, sonst hält man es ein ganzes Leben lang nicht durch.

Was würdest du machen, wenn ein Kind mit 5-6 Jahren zu dir kommt und sagt: Ich möchte singen?

Dieses Kind sollte zuerst einmal irgendein Instrument lernen. Gut ist auch ein Kinderchor. Singen in der Gruppe. Singen lernen sollte man erst nach der Pubertät, auch ein Mädchen. Kinder sollten nicht früher als mit 15 beginnen, mit einem Lehrer zu singen. Stimmübungen, Atmung, professionelles Atmen. Musikschule wäre gut. Musikgeschichte lernen. Auch viel zuhören -  Oper, Lied, Kammermusik, große Orchester. Die Familie ist gefordert.

Was tun, wenn das Kind sagt, ich will jetzt auf die Uni gehen?

Vorbereiten, Gesangsstunden nehmen. Eventuell einen Vorbereitungskurs an der Uni besuchen. Ab ca. 17 Jahren. Ev. 2 Jahre vor der Matura. Die große Stimme ist aber da noch nicht erkennbar.

Dann kommt die Aufnahmeprüfung an der Uni. Man kann Wunschlehrer nennen, aber das hängt dann vom Lehrer selbst ab. Bei der Aufnahme zum Bachelorstudium tritt man vor einer Kommission an. Die jungen Leute werden gefragt, auch warum und weshalb sie Gesang studieren möchten.

Es gibt über 10 Gesangsklassen. Die Inländer sind mehr geworden als früher. Es gibt gute Koreaner, aber auch viele gut vor-ausgebildete  Bewerber aus den ehemaligen Oststaaten.

Es gibt eine sehr gut ausgebildete Mittelschicht, aber Stars gibt es so wenig wie zu meiner Zeit.

Eine persönliche Entwicklung gehört gefördert. "Früher sind die Regisseure viel mehr auf die Sängerpersönlichkeiten eingegangen. Heute ist es umgekehrt. Der Sänger ist für den Regisseur da". Die jungen Sänger werden heute schnell verheizt. Wenn ein ca. 25-jähriger überall singt, Wettbewerbe singt und viel herumgereicht wird und dann diese 7 bis 8 Jahre überlebt, dann hat er es geschafft. Viele schaffen es aber nicht .

Der Höhepunkt eines Sängers liegt so bei ca. 36 bis 50 Jahren. Das ist die beste Zeit. Das hängt natürlich auch von der Stimme ab. Man braucht Zeit, um auf der Bühne zu lernen. "Wo sind meine Grenzen?" "Bis zu welchem Fach kann ich gehen?" Da braucht man gute Berater und gute Intendanten. Wenn ich das geschafft habe, kann ich eine nächste Partie angehen. Das Menschliche ist wichtig.

Du hast diesen schweren Weg nie bereut?

Nein nie.

Wie bringt man ein Privatleben unter einen Hut, wenn man selbst mit einem Sänger verheiratet ist?

Man muss bei den wichtigen Momenten für den anderen da sein. Oft ist man bis zu 7 Wochen getrennt. Ein Partner muss das akzeptieren.

Sind Domingo und Gruberova Ausnahmekünstler?

Ja absolut. Die Königin der Nacht von Gruberova werde ich nie vergessen. Nur ein Sopran weiß, wie schwer es in diesem Alter ist, noch so zu singen.

Kommt die Operette wieder ?

Sie war nie tot.

Hast du eine Lieblingsarie?

Ja, Fidelio -  "Abscheulicher wo kehrst du hin?"

Dein Lieblingsgericht ?

Pasta in jeglicher Form

Wo urlaubst du gerne ?

 In Italien

Was bedeutet für dich Lebensqualität ? 

 Zeit zu haben

Ein Lieblingszitat ?

 Sei nicht traurig, dass es vorüber, sei glücklich, dass es war.

Dank für das schöne Gespräch. Ich habe es sehr genossen.

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