Portraitkonzert Natalia Kawalek

Portraitkonzert Natalia Kawalek – Mezzosopran

21.6.2016 Kammeroper Wien

Ein wenig Wehmut kam schon auf, als Natalia ihr letztes Konzert als JET (Junges Ensemble Theater an der Wien)- Mitglied ankündigte. Sie war in diesem Haus ein Jahr als Gast und dann zwei weitere Jahre als Mitglied tätig und begeisterte ihr Publikum in vielen Produktionen.

Im ersten Teil dieses Liederabends präsentierte sie Arien, welche sie während ihrer Zeit an der Kammeroper gesungen hat. 

Als Beispiel Rinaldo „Vo‘ far guerra, e vincer voglio“, die Arie der Armida, welche auch für den Pianisten Marcin Koziel eine Herausforderung war, die er aber ebenfalls hervorragend meisterte.

Natalia begeistert mich immer wieder durch ihre Kraft in der Mittellage, von der sie über samtweiche Passagios in Höhen wechselt, in die auch einige Sopranistinnen nicht so klar vorstoßen. In ihr lodert immer das Feuer der Jugend und ich bin sicher, dieses wird nicht so schnell kleiner werden -  im Gegenteil.

Irgendwie fällt mir immer der Bettelstudent ein, in dem es so schön heißt : der Polin Reiz ist unerreicht. 

Sie ist neugierig und will immer Neues entdecken. Das spürt man. Sie kann ihre Rolle bis an die Grenze ausreizen und fasziniert dadurch auch ihr Publikum. Sie nimmt dafür auch Risiko in Kauf.

Den ersten Teil beendete sie mit der Arie der Fürstin Jadja aus der Venus in Seide von Robert Stolz. „Spiel auf deiner Geige“. Begleitet wurde sie auf der Geige von ihrem Mann Stefan Plewniak. Ein Ohrwurm, den sie nicht nur mit Kraft, sondern auch mit sehr viel Liebe in der Stimme zum Besten gibt.

Nach der Pause sang sie Amor von William Bolcom, welches schon zu ihrem Markenzeichen geworden ist.

Mit sehr emotional vorgetragenen Liedern von Kurt Weill, wie z.B.  „The Saga of Jenny“, zeigte sie ihre Vielfältigkeit.

Ihre Bühnenpräsenz und ihre Ausdrucksweise kann sie wunderbar der Situation bzw. dem Thema anpassen.

 Ich habe aus diesem Konzert auch gelernt, dass eine klassisch ausgebildete Sängerin, bzw. ein  Sänger jedes Fach beherrschen muss. Sei es Oper, Operette, Lied und auch das klassische Musical.

Weiters sollte der Künstler nach einer guten technischen Ausbildung an einer dementsprechenden Einrichtung hinaus auf die Bühnen und dort Erfahrungen sammeln. Das macht den Kopf frei.

An Natalia habe ich gesehen und gehört, wie sich diese 3 Jahre Bühnenerfahrung auf sie positiv ausgewirkt haben.

Wer Natalia wieder hören will muss nach Glyndebourne, um sie dort bis August als Cherubino zu erleben.

Aber es gibt auch für die Daheimgebliebenen einen Trost: Im Herbst wird sie in Macbeth an der Seite von Placido Domingo im Theater an der Wien wieder zu hören und natürlich auch zu sehen sein.

Lesen Sie auf dieser Homepage auch mein Interview mit Natalia und sie werden verstehen, warum ich sie am Beginn einer grossen Karriere sehe.

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